„30 Jahre Wohnberatung in Nordrhein-Westfalen“ – gemeinsame Fachtagung mit der Koordination Wohnberatung NRW

Die gemeinsame Fachtagung „30 Jahre Wohnberatung in Nordrhein-Westfalen“ der Koordination Wohnberatung NRW und der LAG Wohnberatung NRW fand am 29. Oktober 2019 in der Kultur- und Freizeitstätte Düsseldorf – Garath, dem größten Bürgerhaus Düsseldorfs, statt. Obwohl der Raum an sich nicht barrierefrei ist, konnte auf einer zweiten Bühne ein barrierefreier Platz geschaffen werden.

Nach mehreren Treffen zur Planung der Veranstaltung mit der Koordination Wohnberatung NRW bzw. der LAG Wohnberatung NRW dekorierten die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe vor Veranstaltungsbeginn den Raum:

Petra Bank, Wohnberatung Dortmund / Kreuzviertel-Verein
Bernd Ehren-Etzkorn, Wohnberatung Stadt Viersen
Holger Förster und Dirk Hempel, Wohnberatung Stadt Mülheim/Ruhr
Ute Heinrich, Wohnberatung Stadt Duisburg
Claudia Huxohl, Wohnberatung Stadt Bielefeld
Christine Jenter, Vorstandsvorsitzende LAG Wohnberatung NRW e.V.
Dieter Staymann, Wohnberatung Stadt Düsseldorf und
Simone Voß, Wohnberatung Stadt Krefeld

Plakate wurden aufgehängt, auch ein Jubiläumsbanner, Informationsmaterial ausgelegt und die Musterwohnung aufgestellt, um der Veranstaltung einen festlichen Rahmen zu geben.

Insgesamt nahmen 80 Wohnberater*innen und 22 Gäste an der Fachtagung teil.

Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch Susanne Tyll, Koordination Wohnberatung NRW und Iris Lehmann, Sprecherin der LAG Wohnberatung NRW.

Nach Grußworten von Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen; Gunnar Peeters, Landesverbände der Pflegekassen NRW; Friederike Scholz, Städtetag NRW und Annette Uentrup, Caritasverband für die Diözese Münster als Vertreterin der Freien Wohlfahrtspflege NRW, erfolgte eine Präsentation „Was Wohnberatung leisten kann“ von Petra Bank, Wohnberatung Dortmund / Kreuzviertel-Verein e.V. der dienstältesten Wohnberaterin in Nordrhein-Westfalen. Sie veranschaulichte den Gästen anhand von zahlreichen Fotos den Dortmunder Beratungsalltag.

MdL Mehrdad Mostofizadeh, Bündnis90/Die Grünen und Benjamin Daniel Thomas, Landesvorsitzender „Netzwerk Menschen mit Behinderungen der CDU NRW“, diskutierten  mit dem Publikum zum Thema „Wohnberatung und Quartiersanpassung zählen zur Daseinsvorsorge“. Einigkeit bestand, dass hauptamtliche, unabhängige und für den Ratsuchenden kostenlose Wohnberatung flächendeckend notwendig ist.

Im Anschluss befragte Susanne Tyll (Moderatorin der Fachtagung) Wohnberater*innen aus langjährigen und neuen Wohnberatungsstellen mit sehr unterschiedlicher Wohnberatungserfahrung – von 3 Monaten bis zu 30 Jahren – zu „Wohnberatung in NRW gestern und heute“.

Die beteiligten Wohnberater*innen waren: Petra Bank, Wohnberatung Dortmund / Kreuzviertel-Verein; Birit Bollert, Wohnberatung Diakonisches Werk Bochum; Bernd Ehren-Etzkorn, Wohnberatung Stadt Viersen; Jan Hoppmann, Wohnberatung Dortmund / Kreuzviertel-Verein; Claudia Huxohl, Wohnberatung Stadt Bielefeld und Bernhard Reindl, Wohnberatung, Stadtteilarbeit e. V. München. Sie berichteten über die Errungenschaften der Wohnberatung vor Ort, ihre größten Schwierigkeiten und die Herausforderungen, sowie die sich im Laufe der Zeit durch den demographischen Wandel und die allgemeine Pflegeinfrastruktur veränderten Bedingungen. Deutlich wurde, Wohnberatung ist nachgefragter denn je und wird von immer mehr Menschen und Zielgruppen in Anspruch genommen.

Nach der Mittagspause verlasen Wohnberater*innen aus dem Publikum, die bereits vorher verteilten Zettel mit den vervollständigten Sätzen. Die Vorbereitungsgruppe hatte Kontakt mit langjährigen Kooperationspartner*innen aufgenommen und gebeten, den Satz „Flächendeckende Wohnberatung – professionell, unabhängig und für Ratsuchende kostenlos – ist notwendig, weil…“  zu vervollständigen

Die Wohnberatungsstellen hatten dazu auf Initiative der Vorbereitungsgruppe aus den jeweiligen Städten, Kreisen und Gemeinden den Satz „Wohnberatung ist wichtig, weil…. durch wichtige Ansprechpartner*innen aus Politik, Verwaltung, Kooperationspartner*innen sowie Ratsuchenden vor Ort vervollständigen lassen.

Hier einige Auszüge (alle Antworten finden Sie hier):

  •  „…sie jedem Einzelnen einige wesentliche Herausforderungen des Alters erleichtern kann.
    Norbert Albrecht, Leiter des Referats VI B 5, MAGS NRW
  • „…mit jedem Umbau die Lebensqualität des betreffenden Mensch gesteigert wird.”
    Christiane Beyer, ehemalige langjährige Wohnberaterin der Stadt Wermelskirchen
  • „...eine solche Beratungsstruktur Menschen nachweislich hilft, selbstbestimmt zu wohnen, auch dann wenn Unterstützung gebraucht wird.
    Barbara Eifert, wissenschaftliche Beraterin der Landesseniorenvertretung NRW am Institut für Gerontologie Dortmund
  • die angespannte Nachfrage am Wohnungsmarkt langfristig dazu führt, dass sich die Immobilienbranche nicht auf eine älter werdende Gesellschaft und deren Erfordernisse einstellt.
    Klaus Graniki, Geschäftsführer der Dortmunder Gesellschaft für Wohnen mbH
  • sie ein zentraler Baustein für ein sicheres und zufriedenes Leben in den eigenen vier Wände ist – gerade dann, wenn uns Herausforderungen begegnen“
    Christian Heerdt, Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V.
  • „…Wohnen ein tiefes menschliches Grundbedürfnis und Menschenrecht ist.
    Stefan Kleinstück, Referent für medizinische Grundsatzfragen der Ärztekammer Nordrhein
  •  „..ein selbstbestimmtes Leben für alle Menschen in unserer Gesellschaft wichtig ist.“
    Claudia Middendorf, Beauftrage der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie Patientinnen und Patienten (LBBP)
  • „…das eigene zu Hause der wichtigste Ort für jeden von uns ist und die Wohnberatung hilft, damit dies auch unter schwierigen Lebensumständen möglichst lange so bleibt.“ Peter Preuß MdL, Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW
  • „…damit ein Leben und Wohnen so lange wie möglich zu Hause nicht nur ein Wunsch für ältere und alte Menschen bleibt.”
    Annette Scholl, Projektleitung Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS)
  • „…sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, dass hilfe- und pflegebedürftige Menschen weiter zu Hause leben können.”
    Prof. Dr. rer. medic. Tanja Segmüller, Professorin für Alterswissenschaft, hsg Bochum · Hochschule für Gesundheit

Zusammen mit Claudia Middendorf, Beauftragte des Landes NRW für Menschen mit Behinderungen und Patientinnen und Patienten; Dr. Michael Spörke, SoVD NRW und Oliver Klingelberg, Leiter Sozialmanagement BGW Bielefeld, Vorstand der BAG Wohnungsanpassung e.V. (vorher 11 Jahre Wohnberater in Lippe) diskutierten mit dem Publikum zum Thema: „ Was ist nötig, damit Menschen (in NRW) bedarfsgerecht wohnen können?“. Sie unterstrichen die Notwendigkeit der Barrierefreiheit im geförderten Neubau, auch aufgrund der Verwaltungsvorschrift zur Landesbauordnung, die wieder den Einbau von Stufen zwischen Hauseingang und Wohnungseingang im Erdgeschoß im geförderten Wohnungsbau ermöglicht.

Zum Abschluss der Tagung verlasen die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe die auch von den Wohnberater*innen NRWs zusammengetragen Vervollständigungen des Satzes

Ich wünsche mir, dass

  • „..angeschraubte Haltegriffe wieder problemlos als Hilfsmittel von Kranken- und Pflegekassen anerkannt werden.“
  • „…2 cm Schwellen nicht mehr als barrierefrei durchgehen können – weder in der DIN 18040 noch in den Landesbauordnungen.“
  • „…auch barrierefreie Wohnungen gebaut werden, die endlich auch groß genug sind für Familien.“
  • „…alle Träger*innen von Wohnberatungsstellen dafür sorgen, dass Wohnberater*innen – nicht nur zu Beginn ihrer Tätigkeit – regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, weil sich häufig Dinge entwickeln und verändern.“
  • „…die Koordination Wohnberatung NRW langfristig gefördert wird und bestehen bleibt.“
  • „…es Wohnberatung noch gibt, wenn ich sie mal brauche – vielleicht so in 30 Jahren – oder 50?!“ und dass die Qualität ihrer Arbeit dann mindestens so gut ist wie derzeit“

Alle Wünsche finden Sie hier.

Zahlreiche Rückmeldungen bescheinigten eine sehr gelungene Veranstaltung, die am Nachmittag endete. Anschließend nutzten viele Gäste die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und ein wenig zu plaudern.

Hinweis: Die erwähnten Personen hatten die genannten Funktionen zum Zeitpunkt der Tagung am 29. Oktober 2020.

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